Panantukan: Die Kunst des philippinischen „Dirty Boxing“

Panantukan aka Suntukan

maskenmann.tv A dynamic and cinematic depiction of two masked m 398b825d 34e3 4985 a245 a6507137a3ebPanantukan, auch bekannt als Suntukan, ist ein faszinierendes philippinisches Nahkampfsystem, das oft als „Dirty Boxing“ bezeichnet wird. Im Gegensatz zum traditionellen Boxen ist Panantukan kein Turniersport, sondern ein effektives Selbstverteidigungssystem, das speziell für unvorhersehbare Straßenkämpfe entwickelt wurde. Seine Techniken zielen darauf ab, den Gegner durch schnelle, überraschende Angriffe aus dem Konzept zu bringen und ihn durch gezielte Manipulation des Gleichgewichts zu überwältigen.

Taktik der Überwältigung

Ein typisches Szenario verdeutlicht die Essenz von Panantukan: Ein Angreifer, voller Selbstvertrauen, holt zu einem wuchtigen Schlag aus. Doch bevor er seinen Angriff vollenden kann, wird er von einer Serie schneller, präziser Schläge überwältigt, die seinen Kopf, Oberkörper und sogar seine Gliedmaßen treffen. Diese Angriffe, kombiniert mit Griffen und Bewegungen, destabilisieren den Gegner und werfen ihn schließlich zu Boden. Diese Art der Überwältigung ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer gut durchdachten taktischen Herangehensweise.

Berühmt wurde Panantukan unter anderem durch Dan Inosanto, einen engen Vertrauten und Schüler von Bruce Lee, der das System weltweit bekannt machte. Panantukan ist auf den Philippinen entstanden, einem Land, in dem sich zahlreiche Kampfkunststile vermischen und gegenseitig bereichern.

Einfluss auf das professionelle Boxen

Ceferino Garcia, ein philippinischer Boxer, der 1939 den Weltmeistertitel im Mittelgewicht errang, demonstrierte eindrucksvoll, wie philippinische Kampfkunsttechniken das moderne Boxen beeinflussen können. Sein berühmter „Bolo Punch“ 608px Semi crochet2 1340401304– eine Kombination aus Haken und Uppercut – wurde von der Bewegung abgeleitet, mit der philippinische Feldarbeiter das Zuckerrohr mit einer Machete, dem sogenannten Bolo, schneiden.

Während Garcia sich im Ring an die Regeln des Turniersports hielt, spiegelt sein innovativer Stil die Verbindung zwischen Panantukan und westlichem Boxen wider. Doch Panantukan geht weit über das Regelwerk hinaus: Schläge auf empfindliche Körperzonen wie Schläfen, Unterleib oder sogar Ellenbogenstöße und Rückhandschläge sind essenzielle Bestandteile.

Dynamik und Überraschung

Im Panantukan geht es nicht um einen statischen Schlagabtausch. Kämpfer bewegen sich dynamisch, suchen ständig nach toten Winkeln und nutzen jede Lücke in der Verteidigung des Gegners. Ähnlich wie beim philippinischen Messerkampf (Eskrima, Arnis oder Kali) wird der Gegner umkreist, bis eine Schwachstelle entdeckt wird. Die Verteidigung wird sofort in einen Gegenangriff verwandelt, oft durch eine Serie präziser, schmerzhafter Schläge und Griffe.

„Gunting“: Eine schmerzhafte Spezialtechnik

Eine herausragende Technik des Panantukan ist das „Gunting“, was auf Tagalog „Schere“ bedeutet. Hierbei zielt der Verteidiger nicht nur auf den blockenden Arm des Gegners, sondern paralysiert gezielt Muskeln wie den Bizeps durch präzise Schläge mit Faust oder Ellenbogen. Ein erfolgreicher Gunting kann die Einsatzfähigkeit des Arms im weiteren Kampf erheblich einschränken. Neben der physischen Wirkung sorgt diese ungewöhnliche Technik auch für eine psychologische Verunsicherung des Angreifers.

Kombinationen und Körpermechanik

Im Gegensatz zum westlichen Boxen, bei dem Schläge im Fokus stehen, integriert Panantukan Griffe, Hebel und Kontrolltechniken. Ein Angreifer kann durch geschickte Manipulation seines Arms oder durch Dreh- und Zugsbewegungen schnell zu Boden gebracht werden. Das Training basiert auf fließenden Drills, die keine starren Kombinationen, sondern die kreative und dynamische Verbindung von Techniken fördern.

Vielfalt im Panantukan

Panantukan ist kein starr definiertes System, sondern ein flexibles Konzept, das von verschiedenen Schulen und Lehrern unterschiedlich interpretiert wird:

  • Straßenanwendung: Einige Schulen legen den Fokus auf moderne Selbstverteidigung, ähnlich wie Krav Maga.
  • Übertragbarkeit der Techniken: Andere betonen die Nähe zu bewaffneten Kampfstilen wie Eskrima oder Kali. Ein Bewegungsmuster wird sowohl für den unbewaffneten Kampf als auch für den Stock- oder Messerkampf gelehrt.
  • Grappling-Elemente: Manche Schulen integrieren philippinisches Grappling (Dumog) und spezialisieren sich auf Griffe und Kontrolltechniken.

Fazit

Panantukan ist mehr als nur „Dirty Boxing“. Es ist ein hochentwickeltes System, das den Kämpfer befähigt, in jeder Situation kreativ, effektiv und dynamisch zu agieren. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung bleibt Panantukan ein lebendiger und moderner Bestandteil der Filipino Martial Arts. Wer sich darauf einlässt, beginnt nicht nur eine Kampfkunst zu erlernen, sondern wird Teil einer Tradition, die Innovation und Anpassung in den Mittelpunkt stellt.

Guter Online Kurs (auf englisch): 

Panantukan – The Art of “Dirty Boxing”

Autor: Maskenmann

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